Burgbergturm
Innerhalb einer frühen Ringwallanlage auf der nördlichen Kuppe des Gehrdener Berges wurde in den Jahren 1897/98 durch den Maurermeister Krull aus Gehrden ein Aussichtsturm gebaut. Nach einem Anbau
mit Saal, Klubzimmern und Veranden wurde 1899 ein Ausflugslokal eröffnet.
Von 1924 bis 1961 diente das Gebäude als Landschulheim der hannoverschen Leibnizschule, die es 1964 wieder verkaufte.
Im 2. Weltkrieg wurde es als Lazarett genutzt.
Zurzeit befindet sich das zugemauerte Gebäude im Besitz der Stadt Gehrden. Zu ausgewiesenen Zeiten kann der herrliche Ausblick vom Turm genossen werden.
Aus: Baugewerks-Zeitung
Organ des Innungsverbandes Deutscher Baugewerksmeister, Berlin
Waldwirthschaft mit Aussichtsthurm
Auf dem Burgberge in Gehrden.
Architekt: Maurermeister Fr. Krull in Gehrden.
Um dem Publikum, das hier im Sommer in ungeheuren Mengen mit der Straßenbahn von Hannover aus ankommt, einen genügenden Aufenthalt gewähren zu können, hat der Maurermeister Fr. Krull zu Gehrden vor
kurzer Zeit die hier dargestellte und von ihm selbst entworfene Waldwirthschaft mit Aussichtsthurm zur Ausführung gebracht.
Der Neubau hat auf dem 146 m hohen, mit mächtigen Bäumen bewachsenen historischen Burgberge eine herrliche Lage dicht die dem Flecken Gehrden. Um diesem Gebäude ein dem Berge entsprechendes Aussehen
zu gestatten, sind vor demselben Terrassen und Grotten angelegt worden.
Rings um den ganzen Platz sind noch die Reste einer alten germanischen Ringbefestigung zu sehen. Sie besteht hauptsächlich aus einem Wall mit davor liegendem Graben.
Bemerkenswerth ist noch, daß, wie vielfach an solchen ehrwürdigen Stätten, so an dieser auf dem Osterbrink, sich heute noch die Bewohner der ganzen Umgegend zum Osterfest versammeln. Von dem 21 m
hohen Aussichtsthurm genießt man eine romantische Fernsicht auf das nahe Deistergebirge und das 4 Stunden entfernte Hannover.
Die Eintheilung der Räume ist aus den Grundrissen zu ersehen, und zwar befindet sich im Erdgeschoß ein großer Saal, zwei Klubzimmer, Küche und Buffet. Im oberen Geschoß ist die Wohnung des Pächters
untergebracht. An der vorderen und hinteren Seite des Gebäudes sind noch Veranden angebracht.
Das Mauerwerk des Gebäudes, wie auch des Aussichtsthurmes ist aus Muschelkalkbruchsteinen hergestellt, welche auf dem Berge an der Stelle des jetzt vorhandenen Gebäudes
selbst gewonnen worden sind. Als Bindematerial ist Zement dazu verwandt. Das Obergeschoß besteht aus Kiefernholzfachwerk mit Ziegelsteinausmauerung. Die Veranden sind auch aus Kiefernholz hergestellt
und mit Pappdach versehen, während beim Hauptgebäude Pfannendach zur Anwendung gekommen ist.
Die innere Ausstattung ist dem Aeußeren entsprechend und besteht hauptsächlich aus Täfelung an den Decken und Wänden von Kiefernholz, welche, um die Naturfarbe beizubehalten, nur geölt, lasiert und
lackirt ist. Ferner sind an den Wänden noch allerhand altdeutsche Trinksprüche angebracht.
Die Beleuchtung der Räume des Abends geschieht mittels Gaselynglühlichts, welches dem Kohlengasglühlicht gleich kommt. Diese Anlage ist von der Firma Rehbel & Zabel in Hannover geliefert und
ausgeführt worden.
Die Zimmerarbeiten hat der Zimmermeister C. Haase zu Gehrden ausgeführt.
Der schwierige Materialtransport den steilen Berg hinauf hat es verursacht, daß sich die hohe Bausumme von 35 000 Mk. ergeben hat.
Julius Rotta
Text auf der Rückseite der Ansichtskarte:
Gruss vom
Restaurant und Café-Garten
zum Burgberg
Inh. Ferd. Coers
Schönster Punkt des Gehrdner Berges.
Vorzügliche Küche und Café, best gefl.
Biere und Weine. Grosser Saal mit
geschützten Veranden.
Mittwochs und Sonntags Café-Kränzchen.
In 5 Min. ab Stassenbahn Gehrden zu
erreichen.
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Sagenhafter Burgberg
Die Riesen Borges und Hapke
Für die vielen tausend Kraftfahrer, die jeden Tag mit ihren Wagen über die Bundesstraße 65 durch Everloh rollen, könnte es sehr gefährlich werden, wenn die Riesen Borges und Hapke noch lebten. Beide waren Zimmerleute und gute Freunde. Ihre Handwerkszeuge konnte ein normaler Mensch gar nicht heben. Sie besaßen allerdings nur ein gemeinsames Beil. Da gab es manchmal Probleme, denn der Riese Borges hauste auf dem Gehrdener Berg und der Riese Hapke einige Kilometer weiter auf dem Benther Berg. Von ihnen dürften auch die Namen Borgbarg oder Burgberg in Gehrden und Hapkenberg auf der westlichen Hälfte des Benther Berges abgeleitet worden sein.
Wenn der Riese Hapke auf dem Benther Berg mit dem Beil arbeitete und der Riese Borges in Gehrden dieses Werkzeug brauchte, rief er mit donnernder Stimme herüber, er bitte für kurze Zeit um das Beil. Dann trat Hapke vor die Tür seines Hauses, entgegnete lautstark: „Da hast du es!“ und schleuderte es mit gewaltigem Schwung durch das Tal zum Gehrdener Berg. Borges fing es geschickt vor seinem Haus auf und warf es später ebenso geschickt zurück.
Wie es kam, weiß niemand. Aber eines Tages warf der Riese Borges das Beil nicht weit genug – ohne Absicht. Es sauste westlich vor dem Hapkenberge nieder und grub sich in die Erde ein. Nur der lange dicke Stiel war noch zu sehen. Hapke sprang mit einem Satz von seinem Berg und zog es mit seiner gewaltigen Kraft aus dem Erdboden. Es entstand ein großes Loch: der Dunketeich von Everloh. Dieser Teich soll sehr tief sein und immer klares Wasser enthalten. In ihm und an seinen Rändern lebt viel Getier, obwohl die Bundesstraße 65 direkt daneben verläuft. Und wenn die beiden Riesen heute noch ihr Beil werfen würden, wäre zur Warnung der Autofahrer zumindest ein entsprechendes Verkehrsschild angebracht.
Norbert Paatsch in „Sagenhafte Orte und Begebenheiten rund um Hannover“, Hamburg 1995