Katholische Kirche
Die katholische Kirche St. Bonifatius
Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts war Gehrden landwirtschaftlich geprägt. Landwirtschaftliche Gewerbearten wie Flachsanbau, die Bierbrauerei und die Leinenweberei hatte sich bereits im 17. und 18. Jahrhundert hier entwickelt.
Die Industrialisierung erreichte Gehrden, als man 1857 die Zuckerfabrik Neuwerk errichtete und nun neben 65 Fabrikarbeitern 157 Arbeitskräfte im Umfeld der Zuckerfabrik Beschäftigung fanden. Auch die 1872 gegründete Ziegelei bot nun Arbeit an.
Durch diese Arbeitsmöglichkeiten waren zahlreiche Katholiken nach Gehrden gezogen oder vorübergehend ansässig geworden. Die Landarbeiter, die man in der Ziegelei beschäftigte, kamen vorwiegend aus Schlesien oder Polen; - hatten also katholische Wurzeln.
Der erste katholische Gottesdienst nach der Reformation wurde durch einen Priester von St. Clemens (Hannover) 1865 im Maschinensaal der Gehrdener Zuckerfabrik gehalten.
Durch die in der Landwirtschaft tätigen Saisonarbeiter war die Fluktuation in der katholischen Gemeinde recht hoch. Im Jahr 1895 hatte Gehrden 1.622 Einwohner, davon waren 134 Katholiken. Aufgrund dieser schwankenden Gläubigenzahlen mussten die regelmäßigen Gottesdienste wieder eingestellt werden. Diese wurden auf Betreiben der örtlichen Katholiken wieder eingesetzt, die Betreuung übernahm die Godehardspfarrei in Linden. Das damalige Gasthaus Lösche diente als Notkirche.
Im Jahre 1909 gelang mit Hilfe von Pfarrer Maxen der Kauf eines Kirchengrundstückes, auf dem man von 1910 bis 1911 die St. Bonifatius-Kirche im so genannten Jugendstil erbaute; - am 25. Juni 1911 wurde die neue Kirche geweiht.
Ein anliegendes Gebäude wurde 1912 erworben und zum Pfarrhaus umgebaut. Im selben Jahr erhielt die Gemeinde einen eigenen Geistlichen. Zur selbstständigen Vikarie wurde die Kirchengemeinde 1920 erhoben, sie umfasste 41 umliegende Gemeinden.
Die erste Außenlinie der hannoverschen Stadtbahn war 1894 als Linie 10 für die Barsinghausener Strecke eingerichtet worden. Über Empelde führte sie bereits bis zu den ‚Sieben Trappen’ nach Benthe und erreichte 1898 Gehrden.
Der Gottesdienstbesuch war dadurch erschwert, dass die Gehrdener St. Bonifatius-Kirche nur von sechs umliegenden Gemeinden mit der Straßenbahn ‚Linie 10’ zu erreichen war.
Literatur: Handbuch des Bistums Hildesheim, Band 2 - Region Hannover