Rote Schule

Die 'Rote Schule', erbaut 1901

Wer kennt sie nicht, die "Rote Schule", in der jeder alte Gehrdener seine Grundschulzeit verbracht hat. Neben der weißen Schule, die in den Jahren 1871 bis 1874 gebaut wurde (1972 abgerissen), wurde sie 1901/02 erstellt.

Generationen von Schülerinnen und Schülern erinnern sich noch an die dunklen Treppenhäuser, die knarrenden Dielen, das "Zu-zweit-in-Reihe-Aufstellen" auf dem Schulhof und das Flair der Schule, das immer etwas an "Die Feuerzangenbowle" erinnert.

1923 - Margarethenkirche und die 'Rote Schule'

In der Geschichte der Gehrdener Schulen geblättert

Erste Erwähnung einer Schule im „Register der Schulintraden“ (Einkünfte !!) Anno 1630. Bei den großen Bränden während des 30-jährigen Krieges brannte das Schulhaus mit ab. Der Bauer Wehde stellte dem Lehrer Wasmann einen Unterrichtsraum für die Kinder und auch einen Schlafraum zur Verfügung. Darum die Notiz der Schulrechnung: „Anno 1634 – 1643. Castor Wehden für die Behausung Schule darin zu halten und das Bette zu verschaffen ein Jahr geben müssen 4 Gulden 20 Groschen.“

1646 begannen die Gehrdener mit der Erbauung eines neuen Schulgebäudes zwischen dem Pfarrhaus an der Kirchstraße und dem Organistenhause. Der Bau zog sich über mehrere Jahre hin. 1647 zerstörte ein Sturmwind die Dachsparren. Der Wiederaufbau kostete 3 Gulden, 12 Groschen. 1651 wurden einfache Fenster zu Hannover gekauft. 1652 wird das Register des Schulneubaues abgeschlossen. Auch dieses Schulhaus ging in Flammen auf. 1683 war es noch nicht wieder aufgebaut. Über den Zeitpunkt des Wiederaufbaus ist nichts bekannt. Vor seinem Abbruch diente es als Armenhaus.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Raumverhältnisse im Schulhaus unerträglich geworden. Der Brief des Kantors Schurmann an den Bürgermeister vom 7. Oktober 1815 schildert in bewegten Worten das Unmögliche der Zustände:
„Wollen etwa einige Bürger lieblos urteilen, die Schule sei doch vor diesen darin gehalten, und die Kinder hätten Platz gehabt, so antworten sie nur, daß ich bei meinem Antritt (1791) nur 130 – 140 Kinder gehabt, jetzt aber über 200. … Vor mehreren Jahren erklärte selbst der Landbaumeister Wedekind, daß die Schulstube, wie er sie besah, nur kaum für 100 Kinder bequem genug sei, geschweige denn für 200 Kinder. Ich kann höchstens 120 bis 130 lassen, dann sitzen sie schon wie die Heringe aufeinander.  … 60 – 70 Kinder fehlen fast jeden tag. Der Herr Pastor sowohl als ich müssen es bei dem engen Raum wider unser Gewissen wünschen, daß diese nur fehlen, weil man sie doch nicht lassen kann.  … Gesetzt, daß einige Tage einmal 150 oder 160 da sind, so müssen 20 oder 30 hinter der Tür stehen.“

1818 war es dann soweit, daß der Gehrdener Magistrat in einem Schreiben dem Consistorium seinen Entschluss mitteilte, „daß das ohnehin höchst baufällige Witwenhaus niedergerissen und an dessen Stelle ein hinreichend geräumiges Schulhaus aufgeführt werde.“

Michaelis 1820 konnte der Neubau eingeweiht werden. Der Pastor Freetz berichtet darüber in dem Notizenbuch der Kirche: „Die Kinder versammelten sich in dem bisherigen Local, die größeren in der alten Schulstube, die jüngeren in der Sacristei, und zogen darauf unter Glockengeläut, indem ich nebst den Mitgliedern des Magistrats voranging, nach dem neuen Schulgebäude.“

Das damals erbaute Schulgebäude war das alte, heute längst abgerissene Rathaus in der Kirchstraße. In der damaligen Schulstube hielten später die Ausschüsse des Rates ihre Sitzungen ab.

Die Unterrichtszeit war ehedem täglich von 7 – 10 und von 12 – 15 Uhr. Seit 1810: Michaelis bis Maitag vormittags und nachmittags, Maitag bis zur Ernte täglich 3 Stunden vormittags, während der Ernte wöchentlich zweimal je 3 Stunden. Das Schulgeld betrug je Kind 6 Groschen für das Quartal. Und von denen, die schreiben lernten, zog der Lehrer noch 3 Groschen extra ein.

Sehr bald fehlte es wieder an Unterrichtsraum. Man versah die Sakristei mit Bänken und Öfen. Hier unterrichtete der Lehrer 50 – 60 Kinder.

1872/74 wurde großzügig eine 4-klassige Schule mit Nebenräumen gebaut. Das war die so genannte weiße Schule am Nedderntor.

1902/04 wurde auf dem selben Gelände erneut eine mehrklassige Schule erbaut. Die so genannte „rote Schule“.

1952/53, also fünfzig Jahre später, mussten die Stadtväter nach dem 2. Weltkrieg neu planen und bauen. Es entstand der eingeschossige Anbau mit weiteren sechs Klassen und einem Lehrerzimmer sowie ordentlichen Sanitäranlagen.

Quelle: unbekannt

Eine Klasse in der Gehrdener Volksschule im Jahr 1936.
Und ein Jahr später im selben Klassenraum. Die Schüler sind andere, die Bilder an dem Wänden hängen aber noch.
1955 - 'Rote Schule', evangelische Kirche und das Ehrenmal
1962 - Schulgelände mit 'Roter Schule'
Baugewerks-Zeitung mit Bericht über den Bau der "Roten Schule"

Die ‚rote Schule’  - erbaut 1901/02

  

Über die ‚rote Schule’ findet sich ein hochinteressanter Artikel nebst Grundrissen in der „Baugewerks-Zeitung“, dem Organ des Innungsverbandes Deutscher Baugewerksmeister, vom 24. September 1902

 

Schulgebäude mit Lehrerwohnung in Gehrden bei Hannover.

Maurermeister Fr. Krull in Gehrden.

 

Durch die in den letzten Jahren verhältnismäßig stark zunehmende Kinderzahl der gemeinde Gehrden erwies sich das erst vor wenigen Jahren neu erbaute reichlich große Schulgebäude schon wieder als viel zu klein. Herr Maurermeister Fr. Krull in Gehrden erhielt deshalb Auftrag, Zeichnungen verschiedener Lösung anzufertigen, und zwar wollte man einerseits ein selbstständiges Gebäude mit Lehrerwohnung errichten, andererseits aber beabsichtigte man, das vorhandene Schulgebäude dementsprechend zu vergrößern. Der Schulvorstand beschloß schließlich nach langen Unterhandlungen, das in nachstehenden zwei Grundrissen, einer Ansicht und einem Schnitt wiedergegebene Projekt auf einem neu erworbenen, unmittelbar an das vorhandene Schulwesen angrenzenden Grundstücke zur Ausführung zu bringen.

Die "Rote Schule" von 1901/02
Erdgeschoss mit zwei Klassenräumen, Konferenzzimmer und Schlafräumen

Das aus Kellergeschoß, Erdgeschoß Obergeschoß und Dachgeschoß bestehende Gebäude mit Lehrerwohnung hat eine Länge von 27,64 m und eine Tiefe von 13,40 m. Wie aus den Abbildungen zu ersehen ist, ist es aus Sparsamkeitsrücksichten nur zum Theil unterkellert. Das Erdgeschoß enthält zwei Klassenräume für die Volksschule, zwei Klassenräume für die Privatschule, ein Konferenzzimmer, ein Wohn- und ein Schlafzimmer für einen unverheiratheten Lehrer. Im Obergeschoß befinden sich zwei Klassenzimmer und eine Wohnung für einen verheiratheten Lehrer, bestehend aus fünf Wohn- und Schlafzimmern, Küche, Speisekammer und Mädchenkammer. Das eine Klassenzimmer soll vorläufig nicht als solches benutzt werden und ist deshalb jetzt als Wohnung für einen unverheiratheten Lehrer eingerichtet. Das Dachgeschoß hat einen großen Trockenboden und eine Luftkammer zur Aufbewahrung von Fleisch- und Wurstvorräthen.

Bauzeichnung des Tregppenhauses der "Roten Schule"

Die innere und äußere Ausstattung ist eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende. Als Zugang zu den Lehrerwohnungen dient ein besonderes Treppenhaus. Das Gebäude hat über den Klassenräumen massive Decken mit Holzfußboden. Über den Lehrerwohnungen sind dagegen Holzbalkendecken angeordnet. Die Haupttreppe ist aus Eisen hergestellt und mit Eichenholzbeschlag versehen, während diejenige zu den Lehrerwohnungen nur aus Holz gefertigt ist. Zur Heizung dienen eiserne Oefen. Die äußeren Gebäudeflächen sind in rothen Verblendsteinen mit schwarzen Glasuren ausgeführt. Die Fundamente sind aus Sandbruchsteinen des Deisters und die aufgehenden Wände aus Ziegelsteinen hergestellt. Das Dach ist mit rothen Pfannen eingedeckt.

Die Aborte und Pissoirs sind in einem besonderen Gebäude auf dem Schulhofe untergebracht. Vor und hinter dem Gebäude befinden sich die Schulhöfe.

Die Ausführung sämtlicher Arbeiten bis zur schlüsselfertigen Ablieferung hat Herr Maurermeister Fr. Krull zu Gehrden übernommen.

Die Baukosten belaufen sich ausschließlich Grundstück und Mobiliar auf 40 000 Mark.

Der Bau wurde im vorigen Herbst begonnen und soll dieses Jahr noch in Benutzung genommen werden.

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