Gehrden bis 1980
aus: gehrden.de, Verfasser Helmuth Temps
Aus der Geschichte
Im Jahr 1998 konnte die Stadt Gehrden den 700. Jahrestag der Ausstellung eines Freiheitsbriefes durch Graf Adolf VI. von Schaumburg feiern. Die Verleihung dieses Dokuments war mit verschiedenen Privilegien verbunden. Durch dieses Ereignis vom 28. Januar 1298 ist Gehrden aus dem Dunkel der Geschichte hervorgetreten. Die Stadt ist jedoch viel älter. Es gibt eine Vielzahl von Hinweisen, die belegen, dass am Fuße des Gehrdener Berges sich schon früh Menschen angesiedelt haben.
Auf der Kuppe des Suerser Berges befindet sich ein Steingrab, das um zirka 1000 v. Chr. belegt worden ist.
Bei der Erschließung des Gewerbegebietes am Bünteweg wurden Spuren einer Siedlung entdeckt. Sie wird in die Zeit zwischen 700 v. Chr. bis zur Zeitenwende eingeordnet. Da die Siedlungen jener Zeit nur von verhältnismäßig kurzem Bestand waren, darf nicht angenommen werden, dass dies die ersten Anfänge der heutigen Stadt sind.
Markantes Zeugnis vergangener Zeiten ist die Wallanlage auf dem Burgberg. Diese wurde, ohne dass dies nachgewiesen ist, den Cheruskern zugeschrieben. Andere Überlegungen kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass diese Anlage den Franken zuzuordnen ist und die Zeit ihrer Entstehung in das 8. Jahrhundert fallen könnte.
Aus der Geschichte, Forts.:
Vom 9. bis 12. Jahrhundert war in diesem Gebiet die Zeit der Rodungen und der Gründung von dauerhaften Siedlungen. In dieser Spanne werden um den Gehrdener Berg herum die Siedlungen Gehrden, Stehr, Spehr und Suersen entstanden sein.
Ältestes Bauwerk der Stadt ist die evangelische Kirche. Der unterste Teil des Turmes ist nach Untersuchung der Baustilmerkmale in der Zeit um 1250 gebaut worden. Das ausgehende Mittelalter, die Zeit der erstmaligen Erwähnung, war geprägt durch wechselnde Machtverhältnisse. Waren im Jahr 1298 noch die Grafen von Schaumburg hier dominierend, sodass sie für Gehrden den Freiheitsbrief ausstellen konnten, setzten sich danach jedoch mehr und mehr die Welfenherzöge durch.
Herrschaftsgebiete waren nicht klar abgegrenzt. Machtverhältnisse wurden vielmehr wirksam durch Lehnsbeziehungen und durch die übertragbaren Rechte zur Ausübung der Gerichtsbarkeit. Erst im Laufe der Zeit entwickelten sich daraus begrenzte Hoheitsgebiete. Die Zugehörigkeit Gehrdens zum welfischen Territorium und späteren Kurfürstentum Hannover blieb nicht ohne schlimme Folgen. Hannover war seit 1714 mit dem Königreich England durch Personalunion verbunden. Im Siebenjährigen Krieg (1750 bis 1763), in dem sich auch Frankreich und England gegenüberstanden, kam es zur Besetzung Hannovers durch Frankreich.
Die Poppenburg, in die eine ca. 2,50 m breite Treppe hinaufführte, beherbergte eine große Anzahl von Gehrdenern. Im Jahr 1950 waren dies: Erdgeschoss links: Tida, rechts Schäfer.
Erster Stock: ganz links August Lunghuß, links Familie Möller, rechts Familie Fritsche, ganz rechts Hugo Dehn.
Zweiter Stock: ganz links Fillsack, links Walter Dehn sen., Mitte Oma Koch.
Man erinnert sich auch noch an die völlig ausgetretene Holztreppe, auf der die Kinder im Schwung der Jugend ausglitten und dann auf dem Hosenboden die Treppenstufen "herunterhoppelten".
Diese Karte ist 1913 postalisch gelaufen, obwohl es diese Lithographie schon Ende des 19. Jahrhunderts gab, damals war Karl Sundermann Inhaber. 1913 war der Wirt dann Fütterer, - mit bloßem Auge kaum zu sehen: der neue Wirt hat den geschwungenen Schriftzug 'Karl Sundermann' mit einem kleinen Handstempel in blau zu überdrucken versucht.
Aus der Geschichte, Forts.:
Auch Gehrden war davon betroffen und hatte unter der französischen Fremdherrschaft zu leiden. In der Napoleonischen Zeit rückten noch einmal wechselnde Besatzungen ein, die für die Bevölkerung erhebliche Belastungen bedeuteten.
Nach dem Krieg von 1866 wurde das Königreich Hannover preußische Provinz. Gehrden wurde somit preußisch.
Zu den Privilegien, die von den Schaumburger Grafen gewährt wurden, gehörte auch das Recht, eine Befestigungsanlage zu errichten. Durch drei Tore kam man in den Ort hinein: Steintor, Nedderntor und Dammtor. Über diese Befestigung ist Gehrden im Laufe der Jahrhunderte nicht hinausgewachsen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte eine lebhafte Aufwärtsentwicklung ein. Die Grenzen der einstigen Stadtbefestigung wurden nun überschritten. Im Jahr 1859 nahm die Zuckerfabrik Neuwerk, damals die erste im Königreich Hannover, an der heutigen Vorwerkstraße die Produktion auf. Dies zog auch eine Wohnbebauung in diesem bereich nach sich. Weitere Häuser entstanden vor dem Steintor. Die Große Bergstraße und die Gartenstraße wurden angelegt. Die Ziegelei wurde 1872 gegründet.
Die "Poppenburg" war in früheren Zeiten eine Seidenspinnerei. Daher rührt auch noch der Name: "Poppen" ist der niederdeutsche Name für die "Puppen" der Seidenraupen.
Um das Jahr 1950 war die "Poppenburg" ein Wohnhaus mit mehreren Mietparteien: unten Schäfer und Thidau, in der Mitte wohnten Dehn, August Lunghuß und Werner, ober wohnten Villsack, Walter Dehn sen. und Koch.
Im Bild links ist noch die kleine Werkstatt von Schumacher Rademacher zu sehen. Gegenüber das Uhren- und Schmuckgeschäft von Heinritz.
Die Bürgermeister Gehrdens
Hans Wulvekop 1573
Hermann Nolte 1639
Jürgen Haller 1659
Curd Remerding 1658, 1666
Jürgen Baxmann 1674, 1675, 1681
Hans Moring 1684, 1685
Hans Quedenbohm 1699, 1700
Erich Anton Döpke 1708, 1719, 1720
Johann Fr. Haverkamp 1714
Friederici 1715
Johann Bernhard Prott 1726-1729, 1731
J. Hauenschild 1733-1735, 1739
Eler Peter Otto Heise 1740-1760
Johann Matthias Lindner 1761-1779
Georg Ludewig Freise 1779-1804
Just Hermann D. Knölke 1805-1835
Friedrich Homann 1836-1854
Ludewig Knölke 1855-1866
Ernst Bähre 1866-1878
Friedrich Meinecke 1878-1886
August Pott 1886-1904
Karl Freitag 1904-1914
Friedrich Peters 1914-1930
Erwin Simon 1930-1933
Niemann, Giesecke,
Schleich, Meinecke
(kommissarisch) 1933-1936
Erwin Freckmann 1936-1938
Dr. Lüerssen, Heuer
(kommissarisch) 1938
Ottomar von Reden 1938-1946
Heinrich Hische 1946-1960
Hermann Gertler 1960-1964
Gerhard Oberkönig 1964-1976
Helmut Oberheide 1976-1991
Heinrich Berkefeld 1991-2006
Hermann Heldermann 2006-
Beim weißen Haus in der Mitte (Ecke Steinweg/Neue Straße) sind die Rundbogenfenster auffallend. Hier wurde am 1. Mai 1866 die Königlich Hannoversche Postspedition eröffnet. Die 'Post' blieb bis kurz nach der Jahrhundertwende in diesem Gebäude.
Zu der damaligen Zeit war in dem Haus links mit dem großen Holztor die Bäckerei Topp (später dann Bäcker Ulli Geiseyer), rechts daneben befand sich der Gasthof Heinrich Weber. Beide Häuser stehen nicht mehr. Rechts daneben das Haus der Volkmer-Reichel Schwestern, heute Juwelier Bernd Piepenbring. Das große Haus Vocke, das kleine rechts daneben (heute - 2012 - eine Bausparkasse) Hartwig, davor der Kolonialwarenladen Grobrecht/Winter. Später befand sich dort das Fernsehgeschäft von Jaenicke. Die abgerissene Gaststätte Deutsches Haus damals noch Walterstein, rechts davon (Bäcker) Gehrke. Rechts daneben Bähre. Das Haus mit dem Mann auf dem Gehweg war Eike. Sander wohnten in dem Haus mit dem offenen kleinen Fenster in der oberen Etage. Das große weiße Haus war Schumacher Kunze und ganz rechts außen Winter. Dort befand sich später die Schlachterei August Borchers, dann Fleischer Hirsch und danach die Fleischereikette Ahrberg.
Aus der Geschichte, Forts.:
1898 wurde Gehrden an das Netz der Straßenbahn Hannover angeschlossen. Mit dieser Verkehrsverbindung begann ein verstärkter Zuzug. Im alten Stadtkern wurden Neubauten errichtet oder Bauernhäuser umgebaut. Gehrden hob sich durch die bereits erwähnten Privilegien von den übrigen Dörfern der Umgebung ab. Der Ort führte die Bezeichnung „Flecken“. In einer neuen Gemeindeordnung, die nach 1920 in Kraft trat, war diese Bezeichnung nicht mehr vorgesehen. Die Gemeindevertretung beschloss daher, für Gehrden die Bezeichnung „Stadt“ anzunehmen. Diese Änderung trat am 25. Oktober 1929 in Kraft. Die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingesetzte Entwicklung erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg einen erneuten Schub. Die Bevölkerungsentwicklung im Nahbereich der Landeshauptstadt führte dazu, dass neue Wohngebiete erschlossen wurden. Die Einwohnerzahl nahm deutlich zu. In Gewerbegebieten entstanden zahlreiche neue Betriebe.
Das Jahr 1971 brachte einen bedeutenden Abschnitt für die Stadt Gehrden. Die sich abzeichnende Gebietsreform wurde durch eine freiwillige Vereinbarung mit sieben umliegenden Gemeinden vorweggenommen. Durch einen Grenzänderungsvertrag bildeten Ditterke, Everloh, Lemmie, Lenthe, Leveste, Northen und Redderse zusammen mit Gehrden ab 1. August 1971 die neue Stadt Gehrden.
Im Vordergrund mit dem runden Tor die Schlosserei Forte. Später hatte dort Frau Märtens ihre Wäscherei; - danach war dies die Schlosserei Friedel Kirchhoff.
Rechts daneben (das Haus, vor dem das Fuhrwerk steht) war Bauer Gröper, rechts daneben die Tischlerei Seidensticker (dort konnte man immer kostenlos Sägespäne für die Goldhamster holen).
Daneben die Mosterei Brummerhoff. Ganz rechts der Laden Rittmeier (hier haben sich Generationen von Schülern für 5 Pfennige Bonbons und Muscheln zum Ausschlecken geholt).