Redderse
Das Dorf Redderse gehört zu den ältesten Siedlungen im heimischen Raume. Wahrscheinlich ist der Ort aus einem Haupthof mit mehreren Nebenhöfen in der Periode der Landnahme durch die Sachsen im ersten Jahrtausend entstanden. Das diese Annahme stützende, sich nach dem Ort nennende Adelsgeschlecht taucht aber erst 1196 mit Volkwin de Redese in einer Urkunde des Mindener Bischofs auf. 1215 bezeugte Gottschalk de Redese eine Schenkung des Grafen Bernhard von Wölpe an das Kloster Mariensee. 1236 erschien Johann de Redesse als Zeuge des Grafen Conrad von Wölpe, zu dessen Vasallen auch Heinrich von Reddessen 1265 gehörte. Der 1345 bezeugte Dietrich von Reddersen war Sekretär der Herzöge Magnus und Ernst von Braunschweig und Lüneburg.
Nach der letzten Nachricht von diesem früh erloschenen Adelsgeschlecht hinterließ der Knappe Heinrich von Reddersen am 29. September 1406 der Äbtissin Jutta von Wunstorf 2 Kothen (Höfe) und 2 Hufen (60 Morgen) in Landringhausen zugunsten des Tymmo von Roden und seiner Gemahlin Ilseke. Dieses Geschlecht wird wahrscheinlich früh den Stammsitz verlassen und höfische Dienste angenommen haben.
Redderse, das 1226 “Redelszem””, 1230 aber “Redessen” geschrieben wurde, ist von den Namensforschern mit “Zu den Häusern des Redig” gedeutet worden, womit der Hinweis auf den ersten Siedler, der vermutlich die Ahnherren des Geschlechts von Redese anführt, gegeben wird.
Schon früh wurde das Kloster Wennigsen mit Gütern in Redderse ausgestattet und erhielt 1230 die Zehntrechte, die der Bischof von Minden, Arnold von Vahrenholz, erworben hatte. 1255 erwarb Conrad von Winninghausen zwei Höfe. Drei Hufen (90 Morgen) schenkte Bischof Wedeking am 30. März 1258, als er dafür vom Grafen von Pyrmont drei Hufen in Ahe bei Schaumburg empfing. Weitere drei Hufen schenkte am 17. September 1269 Herzog Johann von Braunschweig dem Kloster. Graf Gerhard von Schaumburg verschrieb 1258 das Obereigentum an einer Curie (Hof in Redderse), Ritter Sonrad von Suersen. Versall der Grafen von Roden schenkte 1293 eine Hufe und eine halbe Hufe erwarb das Kloster durch Tausch mit dem Kirchherrn Albert Hesse zu Leveste. Die Urkunde hierüber ist am 29. Juli 1363 ausgefertigt.
Damit hatte das Kloster Wennigsen sich in Redderse zum größten Grundherrn entwickelt und konnte seine Vorrechte behaupten, als 1359 die Redderser Mark geteilt wurde.
Neben der Äbtissin Jutta von Wunstorf waren die Pröpste der Klöster Barsinghausen, Marienwerder und Wennigsen, der Kirchherr zu Ronnenberg und von den hier mit Rechten und Privilegien ausgestatteten Rittern, die Herren von Alten, von Suersen, von Herbergen und die Freiherren Knigge anwesend, als die Mark in zwei Teile und die Schnede festgelegt wurden. Es ging dem Kloster um die Weidegerechtigkeit, doch wurde das lüttke und das grote Oberfeld fortan dem Klosterschäfer vorenthalten.
Die Redderser Bauern bewirtschafteten das Klosterland und gaben den Zehnten bis zur Ablösung um 1857 nach Wennigsen, wohin sie auch den Fleischzehnten abführten. Weitere Korngefälle standen dem Herzoghause zu, die Herzog Erich der Ä. im Jahre 1518 aber dem Kloster Wennigsen für 250 rhein. Gulden verpfändete.
Eigenes Holz besaß Redderse nicht. Es war mit der Mast im Lüninger Loh der Süerser Mark und in der eigenen berechtigt. Im Deister waren sie zur Weide mit “aller Dahlzucht” berechtigt vom Süerser Brinke an bis an den Dutenberg und an den Schmariesgrund, am Hebeler und um die hohe Wahrt herum.
Die Schäferei gehörte dem fürstlichen Amt Calenberg. Sie wurde regelmäßig auf vier Jahre vermeiert. 1684 zahlte Christian Wisseln 12 Tl. Weinkauf, für die Herde von 400 Häuptern gab er jährlich 2 Tl. Schäfereizins oder Weidegeld, einen Mahlhammel, ein Schaf und Lamm.
Der Dorfkrug war ebenfalls für 2 Tl. jährlich vermeiert, brachte dem Inhaber aber “keinen Gewinn”. Den Hofzins gaben die Bauern an die Klöster Mariensee und Wennigsen, an die Abtei Wunstorf und an das Amt Calenberg, an die Herren von Bennigsen und die Freiherren Knigge in Leveste. Auch diese Lasten wurden gleich nach der Verkoppelung (1852) abgelöst.
So wurden 1852 die Redderser Bauern freie Herren auf eigener Scholle.
Das Kloster Wennigsen, das vermutlich den Haupthof der Ritter von Redese übernahm und damit größter Grundherr in Redderse war, ist durch die Jahrhunderte mit der Ortsgeschichte eng verwoben. Das Wappen von Redderser versinnbildlicht daher auch die Verbindung mit dem Kloster: In Grün ein goldener Abtstab, darüber gekreuzt silberne Sense und silberner Dreschflegel, beide mit goldenem Stiel.
aus: www.redderse.de - Original-Chronik erstellt 1965 v. SJD „Die Falken“
Sagenhaft
Der Meineidsbauer
Vor alter Zeit, als die Felder der Dörfer durch die Verkoppelung noch nicht regelrecht geteilt und zusammengelegt wurden, waren die Grenzen der einzelnen Äcker krumm und schief. Wegen der Ackergrenzen herrschten zwischen den einzelnen Ackernachbarn fast fortwährend Zank und Streit. Diebische Bauern verrückten wohl gar nächtlicherweise die Grenze, indem sie die Grenzsteine ausgruben und zu ihrem Vorteil anders hinsetzten.
Solch ein betrügerischer Bauer lebte einmal in Redderse; er hatte in finsterer Nacht die Grenzsteine verrückt. Sein Nachbar bemerkte dies sofort und verklagte ihn deshalb beim Gericht. Da schwur er einen Eid, daß er die Steine nicht verrückt habe, und gewann auf diese Weise den Prozeß und einen Streifen Landes. Aber er hatte falsch geschworen, und als er nicht lange darauf starb, fand er im Grabe keine Ruhe, und zur Strafe musste er in jeder Nacht zwischen zwölf und ein Uhr an der Stelle, wo er die Grenze verrückte, den Grenzstein tragen und dabei fortwährend ausrufen: „Wo lat eck düssen Stein?“ („Wo lass ich nur diesen Stein?“)
Viele, viele Jahre hatte er hier zur Strafe des Nachts gewandelt, und die Bewohner der Umgegend gingen nicht gerne während der Mitternacht durch dieses Feld, denn allemal tönte ihnen das schauerliche „Wo lat eck düssen Stein?“ entgegen.
Nun lebte in diesen Tagen im Dorf Lemmie ein Bauer mit Namen Garbe; von den Dorfbewohnern wurde er zum Unterschiede von anderen seines Namens gewöhnlich „Stewelgarm“ genannt. Er war ein rechtlicher Mann und kannte deshalb keine Furcht. An einem trüben Novembertage ging er nach Redderse, um dort eine Kuh zu kaufen. Der Handel wurde im Wirtshaus geschlossen, und gegen Mitternacht begab sich Garbe auf den Heimweg.
Als er in stockfinsterer Nacht durch die „Miusbeke“ ging, tönte ihm fortwährend das „Wo lat eck düssen Stein?“ des Meineidbauern entgegen. Furchtlos hörte er dies eine Weile an. Zuletzt wurde es dem Calenberger zuviel; ärgerlich rief er: „Wat bölkest Diu denn heör jümmer herümme? Bring en doch wehr hen, so Diu en herekregen hest!“ („Was schreist Du denn hier immer herum? Bring ihn doch da wieder hin, wo Du ihn herbekommen hast!“) Bum, fiel ein schwerer Stein vor ihm nieder und schlug tief in die Erde. Der Meineidsbauer aber rief ihm nach: „Dat härst Diu meck schöllt vor 100 Jahren eseggt habben, den härre eck eier Riuhe und Frehe hat!“ („Das hättest Du mir schon vor 100 Jahren gesagt haben können, dann hätte ich schon eher Ruhe und Frieden gehabt!“)
(nach einer Erzählung des Lehrers Garbe aus Redderse)